Pressebericht
brussels express News vom 26. September 2018
Im Jahre 1918 half ein britischer Soldat einem sterbenden deutschen Soldaten auf den Feldern von Westflandern – entdecken Sie deren Geschichte
November 1931
Ein britischer Soldat liest in der Daily Mail einen kleinen Artikel über ein gewisses Fräulein Anny Rutz, die aus Oberammergau, einer Kleinstadt in
Bayern, nach Slinfold, Sussex, England kam, um dort als Hausangestellte zu arbeiten. Die Wirtschaftskrise und Lage in Deutschland war zu dieser Zeit
sehr schlecht.
Ein Jahr zuvor, im Jahr 1930, spielte Anny Rutz die Rolle der Jungfrau Maria in den weltberühmten Passionsspielen von Oberammergau. Zu der Zeit war
sie sehr berühmt und bekam sogar Angebote aus Hollywood. Sie lehnte diese Angebote ab, damit sie sich um ihre kranke Mutter kümmern konnte.
Der Nachname Rutz erregte die Aufmerksamkeit von Charles, dem britischen Soldaten, und er beschloss, mit ihr in Kontakt zu treten. Der Name erinnerte
ihn daran, was vor 13 Jahren auf den Feldern von Flandern, in der Nähe von Ypern, am 14. Oktober 1918 passierte.
An diesem Tag der Befreiung von Ledegem findet Charles um 09:00 hinter einem Bauernhaus einen jungen sterbenden Soldaten, Wilhelm Rutz. Charles
versprach ihm, seine Sachen zurück zu seinen Eltern nach Deutschland zu schicken. Leider wurde er verwundet und konnte sie nicht sofort zurück
schicken. Ausserdem enthielt das Sold-Buch des deutschen Soldaten keinerlei Adresse, wo er die Sachen hätte hinschicken können. Bis er den Zeitungsartikel
über Anny Rutz Umzug von Oberammergau nach Slinfold las.
Also kontaktierte er Anny Rutz und fragte sie, ob sie einen Bruder im ersten Weltkrieg verloren hätte.
Anny war keine Verwandte von Wilhelm, aber sie kannte ihn und half Charles, um in Kontakt mit den Eltern zu kommen. Die persönlichen Sachen, das
Eiserne Kreuz 2. Klasse, das Sold-Buch und ein Foto von seiner Schwester, die im Jahre 1916 an Tuberkulose verstarb, wurden schließlich an Wilhelms
Eltern zurück geschickt. Die Nachricht dieser Geschichte ging um die ganze Welt.
Oktober 2014
Nach 20 Jahren Forschung veröffentlichte der Historiker Jan Vancoillie das Buch "Menen Wald".
Menen Wald ist der größte deutsche Friedhof des 1 WK in Europa (mehr als 48,000 deutsche Soldaten sind hier begraben).
Wegen des Anfangs der Gedenkveranstaltungen bezüglich des Endes des ersten Weltkrieges, war dies der ideale Moment, nicht nur um das Buch zu
veröffentlichen, sondern auch die Geschichte der Menschen von der anderen Seite zu erzählen. War es nicht Winston Churchill, der sagte, dass die
Geschichte immer von den Siegern geschrieben wird?
Eine Reihe von Laiendarstellern, Peter Vercaemer unter ihnen, wurden gefragt, ob sie bereit wären, ein paar kleine Geschichten des Buches auf dem
Friedhof zu spielen.
September 2018
Und so kam die Stadt Ledegem mit Peter Vercaemer in Kontakt, der die Geschichte von Willi und Charles bringen wird. Weil diese Geschichte in
Ledegem stattfand, stellte Peter die Geschichte der 1418 Arbeitsgruppe vor, die unter anderem die Gedenk-Initiativen um das Ende des ersten
Weltkrieges koordinierte.
Nach 4 Jahren intensiver Forschung von Peter und nach einer Reihe von Gedenkveranstaltungen, organisiert von der Gemeinde Ledegem, will die
Arbeitsgruppe 1418 diese Geschichte am letzten Wochenende im September der Öffentlichkeit vorstellen. Darüber hinaus will die Stadt Ledegem durch
diese Geschichte das Gedenken an das Ende des ersten Weltkrieges nicht als eine Befreiungs-Feier präsentieren, nicht als Botschaft von einem
Gewinner und einen Verlierer, nicht als „wir“ gegen „sie“. Durch die Geschichte will Ledegem die Gedenkveranstaltungen nutzen, um Respekt,
Menschlichkeit und Verantwortung zu fordern, so wie sich der englische Soldat dem deutschen Soldaten zuwendet, um den Frieden zu bewahren.
Am Freitag, den 28. September wird die Geschichte von Wilhelm Rutz durch eine Theateraufführung erzählt werden, so wie sie am 14. Oktober 1918
geschah. Die Aufführung findet um 19:30 in der Kirche Ledegem statt (die Kirche wurde während der Besetzung der deutschen Truppen als Lazarett
genutzt).
Am Sonntag den 30. September um 17:00 wird ein Friedens-Denkmal auf dem Gelände der Capellehof eröffnet, neben der Kirche im Herzen von
Rollegem-Kapelle. Das Denkmal ist nicht nur für die lokale Bevölkerung errichtet, es symbolisiert auch Menschlichkeit, Respekt und Verantwortung
als eine Quelle des Friedens, genauso wie der englische Soldat seinen deutschen Kameraden unterstützte.Durch unser Denkmal betonen wir, dass
die Kenntnis der historischen Fakten wichtig ist, es gipfelt letztlich in der Wichtigkeit der europäischen Einheit, die den Frieden in der
Union durch konstruktive Zusammenarbeit, heute und in Zukunft bewahrt.