- Hamburger Abendblatt - Kultur
- 14.04.2021
Sütterlinstube spendet 10.000 Euro
Die Hamburgische Kulturstiftung verteilte die Summe direkt an drei Musikprojekte
HAMBURG::Es ist eine Win-Win-Win-Situation: Eigentlich ist die Hamburger Sütterlinstube ein Verein, in dem Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alte Schriftstücke von
der deutschen in die lateinische Schrift übertragen. Das hilft vor allem jenen, die auf Primärliteratur angewiesen sind (etwa für eine Dissertation), aber selbst an der Übertragung
scheitern oder sich teure Experten nicht leisten können – und es ist eine ebenso wertvolle wie sinnstiftende Tätigkeit für Seniorinnen und Senioren, die etwas können, was junge
Menschen in der Regel nicht mehr vermögen. Und auch darin erschöpft sich der gesellschaftliche Gewinn noch nicht: Seit 2009 ist die Sütterlinstube ein „gemeinnütziger eingetragener
Verein für die Bereiche Altenhilfe, Kunst und Kultur“: „Wir geben alle Spenden, die bei uns reinkommen, weiter“, erklärt Ursula Eckelmann, die kürzlich den Vereinsvorsitz von Erich
Witte übernahm.
Gerade erst konnten sich drei Musikprojekte über eine beträchtliche Summe freuen – 10.000 Euro gingen an die Hamburgische Kulturstiftung, die sich um die direkte Weiterleitung der
Projektspende kümmert (und auch auf die Verwendung achtet). Die Ragtime Bandits, der Cellist Alexey Stadler und Rachel Harris vom Ensemble Schirokko, die alle bereits eine
Förderung aus dem Hilfsfonds „Kultur hält zusammen“ (initiiert von der Dorit und Alexander Otto Stiftung) erhalten haben und vom Profil auf die Vereinssatzung der Sütterlinstube
passen, konnten sich über eine Finanzspritze freuen. Und die ist in Zeiten des coronabedingten Kultur-Shutdowns naturgemäß mehr als willkommen – ebenso wie die Auftritte dieser
Musiker vor Altersheimen. „Wir können ja leider keine Einzelpersonen unterstützen“, erläutert Eckelmann, „aber wir möchten doch konkrete Projekte fördern, nicht einfach nach
Gießkannenprinzip.“
Auch die Arbeit der Ehrenamtlichen in den Sütterlinstube läuft während der Coronazeit weiter: „Wir haben eine sinnvolle Beschäftigung für unsere Mitglieder, die ja aus
Altersgründen oft in die Risikogruppen fallen. Und es gibt viel zu tun, weil manche Leute jetzt viel Zeit hatten, zu Hause zu kramen und auf alte Schriftstücke zu stoßen.“
Natürlich fehle der gemütliche Teil der Vereinsarbeit, räumt Eckelmann ein, „aber wer etwas überträgt, sitzt doch meist für sich am Computer. Eigentlich sind wir für diese Pandemie
so ganz gut gerüstet.“ msch